Erfolgreiche Braunschweiger Basketballer: Bodenhaftung und Bling-Bling
Die Basketball Löwen Braunschweig nehmen Kurs auf die Play-off-Runde. Das hat auch mit NBA-Star Dennis Schröder zu tun.

Braunschweig lässt im ersten Viertel auch wenig Zweifel daran, dass es dieses Mal anders kommen könnte, schnell ist das Team von Cheftrainer Jesús Ramírez auf zehn Punkte Vorsprung davongezogen. Die beiden Arenasprecher bemängeln den zurückhaltenden Support der Fans, der vorabendliche Überraschungscoup der Fußballer samt anschließender Feierlichkeiten – Eintracht gewann überraschend mit 4:2 beim Hamburger SV – steckt dem einen oder anderen wohl noch in den Knochen.
Auch in der Halbzeitpause des Basketballspiels ist weniger der Einbruch der Löwenstädter im zweiten Viertel (Göttingen ist mittlerweile auf vier Punkte dran) das Gesprächsthema, sondern Eintracht Braunschweigs wichtiger Sieg im Nordduell.
In der Stadt an der Oker ist der blau-gelbe Fußballklub, trotz durchwachsener Leistungen in den letzten Jahren, seit Ewigkeiten klar die Nummer eins. Aber auch der Basketball hat hier Tradition. Als offizielles Gründungsdatum gilt das Jahr 1978, viele Jahre spielte der Verein unter dem Namen „SG Braunschweig“ in der ersten und zweiten Liga. Finanzielle Probleme und diverse Namensänderungen, die in diesem Sport ja durchaus üblich sind, aber auch kleinere Erfolge zeichneten den Weg.
Braunschweigs Franz Beckenbauer
Um das Jahr 2000 herum trug die Talentförderung so richtig Früchte, unter anderem wurden spätere Nationalspieler wie Dirk Mädrich oder Robin Smeulders ausgebildet. 2012 kam der spätere Weltmeister und langjährige NBA-Profi Daniel Theis erstmals zum Einsatz, der gebürtige Salzgitteraner blieb vier Jahre in Braunschweig, bevor er unter anderem zu den Chicago Bulls und den Los Angeles Clippers weiterzog.
Braunschweigs Franz Beckenbauer in Sachen Basketball ist allerdings ohne Frage Dennis Schröder. Als Kind der Stadt wurde er vom damaligen Trainer Liviu Călin im Alter von elf Jahren beim Spielen auf einem Freiplatz im Prinzenpark entdeckt und zu einem Probetraining eingeladen. Schröder durchlief die Nachwuchsmannschaften und kam in der Saison 2011/12 zu seinem ersten Einsatz bei den Profis: der Beginn eines märchenhaften Aufstiegs zur Lichtgestalt.
Schröder, in der Zusammenarbeit durchaus nicht immer einfach, stieg zunächst zur lokalen, dann mit der Nationalmannschaft zur bundesweiten Ikone auf. 2023 führte er die Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel und machte sich damit endgültig unsterblich.
Obwohl er bereits 2013 in die USA wechselte, hält er bis heute Kontakt zur Basis. In der spielfreien Zeit ist er mit seiner Familie häufig im Braunschweiger Stadtbild zu sehen, lässt sich bereitwillig mit Fans fotografieren und schaut immer wieder bei Eintracht Braunschweig vorbei, deren Ärmelsponsor er mit seiner Modemarke zwischenzeitlich war. Er rollt in einer seiner Luxuskarossen über den zentralen Bohlweg und besitzt mehrere große Immobilien in der Stadt.
Göttingen steigt ab
Doch trotz der Neigung zu viel Bling-Bling und diversen Disziplinlosigkeiten in seiner Karriere zeigt er sich seinem alten Verein gegenüber dankbar. Seit 2020 ist er alleiniger Gesellschafter der Basketball Löwen Braunschweig GmbH mit dem festen Ziel, das Team langfristig unter den besten fünf Mannschaften in Deutschland zu etablieren.
Einen Schritt in diese Richtung unternehmen die Löwen im dritten und vierten Viertel des Spiels gegen Göttingen. Auch wenn es einige Unkonzentriertheiten im Spiel vor dem Korb gibt und die Dreier-Quote ausbaufähig ist, ziehen die Braunschweiger immer weiter davon. Vor allem Topscorer Sananda Frau zeigt einige spektakuläre Dunks.
Bei der BG Göttingen ist eine gewisse Apathie spürbar, zumal es auf den anderen Plätzen ebenfalls gegen sie läuft. Kraft und Wille lassen nach. Am Ende gewinnen die Basketball Löwen mit 101:77 deutlich, durch den Sieg der Skyliners Frankfurt steht die BG Göttingen als Absteiger fest. Die Geschichte von 2012 wiederholt sich also. Göttingen-Coach Mikko Riipinen spricht von einer „Beerdigung“. Die Löwen hingegen nehmen die Play-offs ins Visier und hoffen, in naher Zukunft dem Meistertitel etwas näher zu kommen.
Mit Dennis Schröders Hilfe könnte das gelingen.
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